Bericht der Griechenlandreise 2000

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DO, 1. Tag: Der Aufbruch

 

Gegen halb 11 Uhr am späten Abend finden sich die ersten

Mitreisenden am Gleiwitzer Platz in Bottrop ein. Für die

meisten war es ein regulärer Arbeits- oder Schultag ohne viel

abendlichen Schlaf. Als sich kurz nach 23 Uhr der Bus in

Richtung Flughafen Hannover in Bewegung setzt, denken ein paar

Leute daran, diese Fahrt und den anschließenden Flug zur

Erholung zu nutzen - viel wird daraus jedoch nicht.

 

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FR, 2. Tag: Andere Zeit - andere Welt

 

Gepäckaufgabe und Einchecken nach der knapp dreistündigen

Busfahrt gehen reibungslos vonstatten. Der Flughafen ist zu

dieser ungeselligen Zeit fast ausgestorben und über leichte

Überschreitungen des zulässigen Gepäcklimits von 20kg wird

großzügig hinweggesehen. Wie überhaupt so viel in eine

Reisetasche oder einen Koffer passen kann, wird für viele wohl

ein ewiges Geheimnis bleiben.

Um 3.30 Uhr werden die Plätze in der Hapag-Lloyd-Maschine von

Hannover nach Athen eingenommen. Für Einzelne ist es der erste

Flug überhaupt und die Aufregung ist entsprechend groß.Gegen

4.00 Uhr startet der Flieger. Die Hoffnung, nun vielleicht

etwas Schlaf zu finden, wird durch das Servieren von Getränken

und Frühstück (zwischen 5.00 und 5.30 Uhr!), sowie zahlreiche

extrem wichtige Durchsagen des Flugkapitäns ("Unter der

Wolkendecke zu Ihrer linken Seite befindet sich nun

Budapest.") bereits im Ansatz zerstört. Mit 8.00 Uhr Ortszeit

(deutsche Zeit +1 Stunde) folgt die Landung in Athen.

Der Kommentar von Markus "kaum größer als der Flughafen von

Mülheim" ist zwar etwas übertrieben, aber für den größten und

wichtigsten Flughafen Griechenlands erscheint er zumindest vom

Gebäude her erschreckend klein.

Das Fluggepäck kann schnell (und komplett!) wieder entgegen

genommen werden; dafür läßt der bestellte Bus auf sich warten.

Einige Nachforschungen ergeben, daß der Fahrer seelenruhig auf

einem Parkplatz in seinem (nicht beschrifteten) Bus sitzt und

wartet. Organisation auf griechisch, Teil 1.

Mit dem Bus geht es nun zur Akropolis, die uns von einem

deutschsprechenden Führer gezeigt und hinsichtlich Bauweise

und Bedeutung erklärt wird.

Nach kurzer Verwirrung bezüglich Öffnungszeiten steht die

weitere Tagesplanung und der Weg ist frei zum Besuch des

griechischen Nationalmuseums. Bemerkenswert ist, daß Schüler

und Studenten aus EU-Staaten freien Eintritt sowohl bei der

Akropolis als auch dem Museum haben. Hierbei erweist es sich

als völlig ausreichend, irgendeinen Zettel oder ähnliches zu

haben, auf dem irgendetwas mit "Schüler", "Student",

"Universität", "Schule", oder ähnliches steht. Jahreszahlen

interessieren niemanden.

Am Nachmittag geht es dann endlich in Richtung der Unterkunft

in Selianitika. Am "Kanal von Korinth", einer

künstlichen, als Schlucht ausgebaggerten Schiffahrtsverbindung

zwischen dem Golf von Korinth und dem

Saronischen Golf wird kurz angehalten. Es

handelt sich um ein sehr imposantes Gebilde, das sich in Form

einer künstlichen Schlucht durch die Landenge zieht.

Am frühen Abend werden wir in unserer temporären Heimat von

unserem Gastgeber, Herrn Drekis, begrüßt und bekommen die

Unterkünfte zugeteilt, was angesichts Gruppenstärke und Anzahl

männlich - weiblich nicht ganz einfach ist. Mit griechischer

Gelassenheit wird aber alles recht schnell geklärt.

Abends gibt es ein reichhaltiges Abendessen, bestehend aus

einer kräftigen Gemüsesuppe, einer Schüssel überbackenem Reis

mit Hähnchenstückchen und zum Abschluß Apfelscheiben mit Zimt.

Anschließend reicht man den älteren Gruppenmitgliedern

zusätzlich zum bestellten Ouzo eine übervolle 0,5 Liter

Karaffe dieses Getränks gratis.

Die Anekdote des Tages liefert der kleine Lukas nach dem Flug:

"Ich habe auch geschlafen: 5 Minuten - und dann bin ich

aufgewacht und mußte brechen. So: *würgs-broaaaaks*."

 

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SA, 3. Tag: "Markenartikel" & rustikale Busse

 

Nach dem anstrengenden Vortag, wird heute kein offizielles

Programm durchgeführt. Einige nutzen dies zu einem

entspannenden Standbesuch.

Ein Großteil der Gruppe fährt mit dem Bus in die nächste

größere Stadt Ágio. Die abenteuerliche Busfahrt mit

einem "leicht schrottigen" Gefährt liefert die Erkenntnis, daß

die Busse hierzulande nach dem Prinzip "Abfahrt: irgendwann

irgendwo; Ankunft: wahrscheinlich ja" fahren. Gesonderte

Fahrpläne waren nicht zu finden und die Methode wie eine

Bushaltestelle gekennzeichnet ist, haben wir in Erfahrung

bringen können. Haltestellen-Schilder, Markierungen oder gar

Haltehäuschen scheinen unbekannte Begriffe zu sein.

In Ágio wird ein typisch griechischer Markt besucht. Hier

bekommt man von Früchten über "echt originale" Kleidungsstücke

und Spielzeug bis hin zu Autoradios so ziemlich alles.

Am Nachmittag entschließt sich auch diese Gruppe, zur

Entspannung am Strand, im großen Garten des Grundstücks oder

auf der Terrasse. Alle sind doch noch sehr erschöpft vom

anstrengenden Vortag. So genießt man einfach Sonne und Meer.

Am Abend gibt es einen griechischen Salat, Suzuki (griechische

Frikadelle) mit Pommes und Joghurt mit Honig. Es folgt ein

gemütliches Beisammensein mit Wein und, für die Jüngeren,

Softdrinks mit sehr interessanten Namen wie "Hßn", einem

fanta-artigen Getränk.

 

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SO, 4. Tag: Kampf dem Gipfel

 

Zugfahrt nach Egira. Von dort aus soll auf einen Berg

gekraxelt werden, wo sich ein antikes Theater befindet. Herr

Drekis hat uns eine handgezeichnete Karte mitgegeben, aus der

man auch einen Hasen als Strichzeichnung erkennen könnte. Die

Strecke soll laut Herrn Drekis 5 Kilometer betragen. In Egira

sagt man uns was von 5 Meilen - also um einiges mehr.

Der Weg führt über eine Aspaltstraße und die Orientierung

fällt somit nicht schwer. Dennoch sind nicht alle erfreut von

den Anstrengungen des Marsches.

Kurzer Wortwechsel dazu:

Ariane: "Ich hasse laufen!"

Antwort von Melanie: "Man merkt, daß Du noch nicht lange im

Chor bist."

Mitten auf dem Anstieg kommen wir am Haus eines hier lebenden

Deutschen vorbei, uns sieht und nach unserem Ziel befragt. Er

schlägt uns eine Abkürzung über Trampelpfade vor, die er

jedoch nicht ganz eindeutig erklären kann ("zweimal links ...

oder zweimal rechts"). Unser Weg führe uns zwar mit Sicherheit

zum Ziel, sei aber etwas länger. Die Gruppe entscheidet sich

für die Abkürzung. Verirrungen und sehr beschwerliches Gehen

auf dem unbefestigten Boden lassen jedoch nach und nach das

sichere Gefühl aufkommen, sich falsch entschieden zu haben.

Hinzu kommt teilweise etwas unglücklich ausgewähltes

Schuhwerk, was zu einer nicht unwesentlichen Zahl vom Blasen

führt.

Letztendlich wird der Gipfel doch noch erreicht und das

Theater entdeckt. Die Akustik ist trotz des immensen Alters

und etwas ramponierten Zustands bemerkenswert gut. Nach

absolvierter Gesangprobe hoch auf dem Berg kommt folgender

Kommentar von Corinna: "Alle regen sich auf, wenn wir proben

sollen und hier singen alle freiwillig."

Der Abstieg geht relativ unkompliziert vonstatten und wieder

in Egira angekommen werden erst einmal zahlreiche Getränke

konsumiert. Hier testen mehrere auch ein Getränk, daß bei den

Einheimischen sehr beliebt zu sein scheint und was man sie zu

jeder Tageszeit trinken sieht. Es ist eine bräunliche

Flüssigkeit mit sahnigem Schaum im Glas. Dabei handelt es sich

um Eiskaffee und erweist sich bei der Wärme als wirklich sehr

erfrischend.

Nach der Rückkehr bekommen wir in Selianitika zum Abendessen

einen sehr stark mayonnaisehaltigen Kartoffelsalat,

Lammfleisch mit Reis und Pfirsiche zu essen.

 

Am Ende des Tages bleibt die Erkenntnis, daß vorgeschlagene

und spontan eingeschlagene Abkürzungen nicht immer schneller

und kraftschonender sind als der geplante, wenn auch etwas

längere Weg.

 

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MO, 5. Tag: Siesta auf Griechisch

 

Nach den Anstrengungen des vorangegangenen Tages, beschränkt

sich die Reichweite der Füße auf die unmittelbare Umgebung der

Grundstücks, auf den die Bungalows standen. Daran angepaßt

fällt auch dieser Tagesbericht etwas kürzer aus. Jeder

versucht schlicht und einfach auf seine Art so gut wie möglich

zu entspannen. Es wird reichlich die faule Lebensart mit

ausgiebigen Strandbesuchen und kurzem Shopping in

ortsansässigen Geschäften gepflegt. Bei letzterem ergibt es

sich, daß ein Souvenirladen extra wegen unserem Grüppchen am

späten Nachmittag noch einmal öffnet. Der Besitzer schließt

sein Geschäft am nächsten Tag wegen Urlaubs und will sich den

kurzfristig möglichen Umsatz doch nicht entgehen lassen - die

griechische Variante der "gleitenden Arbeitszeit".

Zum Abendessen gibt es einen Tomaten-Gurken-Salat mit

Zwiebeln, einen Souvlaki-Spieß und abschließend Weintrauben.

Das Dessert ist etwas unglücklich gewählt, da man quasi den

ganzen Tag im Vorbeigehen frische Trauben pflückt. Und was man

fast die ganze Zeit ist, braucht man eben nicht auch noch am

Abend wieder extra gereicht zu bekommen.

 

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DI, 6. Tag: Ein Hauch vom olympischen Geist

 

An diesem Tag steht eine Fahrt zu den antiken Sportstätten in

Olympia auf dem Programm. Es ist ein Tag, der auch

richtig gut in den deutschen Herbst passen könnte, nur wärmer.

Nieselregen, geschlossene Wolkendecke. Natürlich wird der

Ausflug trotzdem ausgeführt.

Im Ort Olympia angekommen, fühlen wir uns gleich wie in einer

Touristenhochburg, die auch in jedem westeuropäischen Land

hätte sein können. Doch etwas anderes war auch kaum ernsthaft

zu erwarten. So entdeckt man auf dem Parkplatz vor dem Eingang

zu den antiken Anlagen auch Busse und PKWs internationaler

Herkunft - Frankreich, Italien, Deutschland, Polen, etc. Auf

dem Gelände erwarten uns zahlreiche ausgegrabene Grundmauern

der ehemaligen Unterkünfte, Tempelanlagen und Sportanlagen.

Auch die Laufarena ist zu sehen und wird von machen wenn nicht

abgelaufen, dann doch zumindest abgegangen, um ein wenig

olympische Luft zu schnuppern. An vielen Stellen liegen

Säulenstücke, die zwar nicht abgesperrt sind, aber dennoch

nicht betreten werden dürfen. Ansonsten wird man "dezent"

darauf hingewiesen, daß doch zu unterlassen. In konkretem Fall

ist es ein dicker Mann mit Trillerpfeife, von der er ziemlich

energisch Gebrauch macht - das posierende Foto kann er aber

trotzdem nicht verhindern.

Am frühen Nachmittag wird die Ausflugsfahrt fortgesetzt. Ziel

ist ein "sehr schöner langer Sandstrand", der uns von Herrn

Drekis empfohlen wurde. Unter Berücksichtigung der Tatsache,

daß es noch immer nieselt (mittlerweile sogar etwas stärker),

ist es verständlich, daß wir nicht wirklich begeistert von dem

Strand sind. In beide Richtungen eine lange Strecke Sand, sich

im flachen Wasser brechende Brandung und hinter uns ein

Ausflugslokal - angesichts Szenerie und Wetter könnten wir uns

genauso gut in Holland befinden. Von daher fahren wir schon

nach kurzem Aufenthalt weiter, um wieder zurück nach

Selianitika zu kommen.

Beim Abendessen erwartet uns zunächst ein Déjà-vu. Gab' es den

Salat nicht schon gestern? Als Hauptgang serviert man uns

jedenfalls zur Freunde einer Reihe von uns mit gegrillter

Makrele endlich mal ein köstliches Fischgericht. Da es aber

auch vorkommt, daß jemand keinen Fisch mag, gibt es alternativ

eine Moussaka. Zum Dessert präsentiert man uns wieder Früchte,

diesmal in Form von Obstsalat.

Nach dem Essen bekommen wir ein richtiges Highlight geboten.

Herr Drekis lehrt uns einige echt griechische Volkstänze,

unter anderem den berühmten Sirtaki. Anschließend gibt es für

die Älteren wieder reichlich Ouzo und für die jüngeren

Softdrinks.

 

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MI, 7. Tag: Große Probe oder modernste Technik?

 

Es ist ein regnerischer, aber wiederum nicht kalter Tag.

Heute teilt sich die Gruppe in zwei Hälften auf. Der eine Teil

bleibt in Selianitika und führt eine zweieinhalbstündige Probe

durch. Man berichtet nachher, daß diese Probe ein voller

Erfolg gewesen sei. Darüber hinaus besuchen einige von ihnen

erneut Ágio.

Die Anderen fahren mit dem Zug nach Diakopto und von

dort aus mit einer Zahnradbahn ins rund 750 Meter hoch

gelegene Kalavrita. Weil es doch unmittelbar vor

Ort kaum etwas richtig interessantes zu sehen gibt, finden

sich in dieser Gruppe fast ausschließlich die technisch

interessierten Leute wieder. Da der Ort nicht nur recht hoch,

sondern auch relativ weit im Inland liegt, dauert die Fahrt

mit der Zahnradbahn rund 70 Minuten. Das Gefährt erweist sich

als überaus rustikal und auf seinen Schmalspurschienen

teilweise ungemein wackelig. Vor rund dreißig Jahren hatte man

beschlossen, den Betrieb der Bahn von Dampflokomotiven aus auf

elektrischen Betrieb per Oberleitung umzustellen. In der

Übergangszeit sollte sie durch einen zwischen die beiden

Waggons gekoppelten Transformatorwagen mit Dieselmotor

betrieben werden. Doch dieses Provisorium fährt noch immer.

Der Weg führt kreuz und quer durch felsiges Gebirge - sofern

es bei dieser Höhe erlaubt ist, von Gebirge zu reden.

Jedenfalls durchqueren wir Schluchten entlang des Abhangs und

über sehr schmale Brücken und bahnen uns den Weg durch grob in

den Fels gesprengte Tunnel. Wären nicht hier und da ein paar

Wellblechhütten, käme man sich fast wie in der Wildnis der

steinernen Einöde vor.

Als sich die gesamte Gruppe beim Abendessen wieder vereinigt,

gibt es einen griechischen Salat mit Zaziki, Spaghetti

Bolognese und Quark mit Honig.

 

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DO, 8. Tag: Von Seeigeln und selbstgebranntem Ouzo

 

Das Wetter hat sich gebessert und überraschend kann die seit

Anfang der Woche verschobene Bootsfahrt für einen Teil der

Gruppe doch noch stattfinden.

Neugierig versammeln sich auch ein paar nicht Mit-Ausflügler

am Strand, um Ankunft bzw. Abfahrt des Ausflugsbootes zu

sehen. Es handelt sich um ein recht kleines Fischerboot, das

mit ein paar Sitzgelegenheiten auf Deck "ausgestattet" ist.

Die Frage, wie man auf das Boot kommen soll - da es keinen

Hafen gibt durchaus berechtigt - gilt als beantwortet, als das

ankommende Schiff direkt auf den Strand zuhält, um kurz darauf

ein wenig knarzend auf eben diesen aufzulaufen. Über eine

grundsolide Holzplanke gelangt man schließlich an Bord.

Zunächst wird eine kleine, unbewohnte Insel angesteuert. Diese

wird eigenständig erkundet, während der griechische Führer

sich um das Mittagessen kümmert, welches zunächst noch im Meer

gefangen werden muß.

Die Insel ist mit teilweise ziemlich dichten Sträuchern

bewachsen, was zu einigen Schrammen an Armen und Beinen führt.

Während der Wanderung kommt es einem gelegentlich leider so

vor als würde man einen Müllabladeplatz besichtigen. Irgendwie

scheinen jede Menge Leute zum Essen herzukommen, ohne

hinterher ihren Müll wieder mitzunehmen. Wirklich schade, denn

die Insel hat doch einen gewissen Charme mit ihrem auf der

einen Seite steilen Felsufer, einer kleinen (halb zugemüllten)

Lagune und zwei kleinen rustikalen Häuschen.

Nach dem Rundgang erwartet uns ein Mittagessen, welches

frischen nun wirklich nicht sein kann: Seeigel, Seekartoffeln,

Gambas, gebratene Sardinen und reichlich Salat, Zaziki, Wein

... und selbstgebrannter Ouzo. Zunächst ein wenig zögerlich

lassen wir uns dann doch vom Geschmack der "Früchte des

Meeres" überzeugen und schlemmen wie Zeus in Griechenland.

Anschließend besuchen wir noch eine kleine Ortschaft auf der

Nachbarinsel, wo es außer der Akustik in einer Kapelle nicht

viel zu bewundern gibt.

Nach der Rückkehr am späten Nachmittag sucht die Gruppe

geschlossen die Kirche von Selianitika auf, wo wir vom

hiesigen Pope erwartet werden. Auch dort zeigt der Chor

sein Können. Der Pope erklärt einige Besonderheiten der

griechisch-orthodoxen Kirche und singt auch selbst uns.

Bevor es ans Packen geht, bekommen wir nochmals ein sehr

interessant zusammengestelltes Essen serviert: griechischer

Salat, Hähnchen mit kaltem Reis unter warmen Pommes und

Zimtapfelscheiben.

 

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FR, 9. Tag: ... und dann kam die Flut

 

Um halb fünf Uhr morgens stehen alle bereit, den Bus zu

besteigen - doch dieser ist noch nicht da. Es regnet in

Strömen. Steffi wurde in der Nacht schon ein Opfer des

Niederschlags, da es ihr durchs Dach mitten auf den Kopf

regnete. Um Viertel vor fünf kommt der Bus endlich - die

Verspätung reichte, um so ziemlich alle vom Regen völlig

durchnässen zu lassen. Da die Heizung im Bus nicht

funktioniert, friert fast jeder und die Kleidung trocknet auch

nicht richtig.

In Athen erwartet uns ein ganz spektakuläres Szenario: dem

sintflutartigen Regen sind die Abwasserkanäle nicht gewachsen,

wodurch die Straßen überfluten. Die Autos stehen zum Teil bis

zu den Scheinwerfern im Wasser - und das im morgigen

Berufsverkehr. Verkehrsmäßig geht kaum noch etwas.

Circa eine dreiviertel Stunde vor Abflugzeit (!) nähert sich

der Bus endlich dem Flughafen ... kommt auf der Zufahrtsstraße

in der Linkskurve einer Unterführung ins Rutschen ... und

schlägt mit der rechten Vorderseite heftig in die Betonwand

ein. Ein Videorecorder fliegt quer durch den Bus. Der Fahrer

flucht etwas 15 Sekunden; und setzt die Fahrt fort, ohne den

Schaden zu begutachten - wir sind in Griechenland.

Im Laufschritt geht es durch die Schalterhalle. Am Hapag-

Lloyd-Schalter steht man schon zur schnellstmöglichen

Abfertigung bereit. Das Koffergewicht interessiert niemanden.

Taschen und Koffer drauf auf das Gepäckband und selbst schnell

zur Waffendurchleuchtung. Auch dort wartet man schon auf uns.

Bei einigen piept es (Münzen, Ketten, Armbänder, etc.), doch

niemand kontrolliert, was da den Ton ausgelöst hat. Alle

werden schnell weitergewunken.

Im Flugzeug haben mache anderen Passagiere sich für Plätze

entschieden, die ihnen gar nicht zugewiesen waren. Man setzt

sich also einfach da hin, wo frei ist. Der Abflug erfolgt um

9.10 Uhr griechischer Zeit.

Der Flug vergeht ohne Besonderheiten und wir kommen um etwa

11.15 Uhr deutscher Zeit in Hannover an.

Die folgende Busfahrt ist eine wahre Entspannung. Im Grunde

genommen ist sie nichts Besonderes, aber verglichen mit den

letzten Erlebnissen ...

Als wir wieder in Bottrop eintreffen, können wir behaupten,

eine schöne und ereignisreiche Fahrt hinter uns zu haben, an

die wir uns noch sehr lange erinnern werden.

 

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Bemerkenswerte Erkenntnisse am Rande:

 

Fahrzeuge:

Das bevorzugte Auto des Durschnittsgriechen ist ein Pick-Up

der Marke Datsun, dessen Baujahr am besten vor 1980 liegt.

 

Sicherheit:

In dieser Hinsicht wird ein derartiger Umgang gepflegt, daß

man ganz Griechenland mit rot-weißem Flatterband und großen

Schilder mit der Aufschrift "DANGER!" einzäunen müßte.

 

Konzentration:

Manche Personen achten selbst während der Chorporbe auf den

ordnungsgemäßen Zustand der eigen Haarpracht und der Ohrringe

der Nachbarin.

 

Schuhwerk:

Es gibt Leute, die lieben ihre Badelatschen so sehr, daß sie

diese nur im äußersten Notfall durch anderes Schuhwerk

ersetzten.

 

Outfit:

Handtaschen sind so wichtig, daß sie selbst beim Weg vom Haus

durch die Tür auf die davor liegende Terrasse nicht fehlen

dürfen.

 

Ökologie:

Dem normalen Griechen scheint der  Weg zur Mülltonne viel zu

weit zu sein. Deshalb entsorgt er ihn einfach am Straßenrand,

im Wald, in der Lagune, in Nachbars Garten, ...

Fakt ist jedenfalls, daß man nicht nur in den Städten, sondern

auch auf dem Lande fast mit jedem Blick irgendwo

herumliegenden Müll entdeckt - Schade eigentlich.

 

Baukunst:

Ohne die Erfindung des Betons wäre der Grieche aufgeschmissen.

Alles scheint aus diesem Material gebaut zu sein. Und für die

Häuser muß es einen Universal-Bauplan geben - nur so läßt sich

erklären, daß sie sich alle so extrem ähnlich sehen.

 

Komfort:

Das Haus ist noch nicht fertig? Kein Problem! Während unten

noch Rohbau ist, kann man im Obergeschoß (!) doch schon

wunderbar wohnen! Kein Scherz, es ist vielerorts so zu sehen.

 

 

 

 

 

 

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Eintagung ins Gästebuch von Herrn Drekis:

 

Von weit her kamen die Sänger/innen mit dem "blechernen

Donnervogel". Ein fremdes Land mediterraner Prägung erwartete

uns und wir mußten schnell feststellen, daß wir viele unserer

Prinzipien aus der Heimat gleich im Flughafensafe hätten

deponieren sollen. Ruhe und Gelassenheit jederorts,

eingebettet im einen rustikalen Charme, der wie das Salz des

Mittelmeeres erscheint.

Jeder hatte irgendwo seine persönliche Art, mit der hiesigen

Lebensart umzugehen. Doch eines war uns allen gemein, als wir

uns - wenn auch widerwillig - der Rückreise widmeten: es war

eine wunderschöne Woche in einmaliger Atmosphäre, an die wir

noch lange gute Erinnerungen haben werden!

 

 

 

                                 Tobias Weidlich, Oktober 2000   Mail verfassen